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Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Im Gespräch: Heute mit Prof. Dr. Benedikt Franke

21.10.2021

In loser Folge stellen wir im Newsletter Professorinnen und Professoren der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät im Rahmen eines Interviews näher vor.

Professor Benedikt Franke ist seit 01.10.2021 Inhaber des Lehrstuhls für BWL und Externe Unternehmensrechnung (Financial Accounting) an unserer Fakultät. Bevor er an die Universität Würzburg kam, war Professor Franke an der SKEMA Business School in Paris (Frankreich) tätig. Seine Promotion hat er an der Graduiertenschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Mannheim erlangt. Neben seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter und später Postdoc in Mannheim war er als Gastwissenschaftler an der Simon Fraser University (Kanada) und an der Universität Graz (Österreich).  Für seine Bereitschaft zur Teilnahme am Interview danken wir herzlich.

WiWi Fakultät: Was hat Sie bewogen, den Ruf an die WiWi Fakultät in Würzburg anzunehmen?

Prof. Franke: Eine solche Entscheidung ist natürlich vielschichtig. Ich versuche mal, mich auf zwei grundlegende Dinge zu beschränken. Einerseits waren für mich Entwicklungs- und Kooperationsmöglichkeiten wichtige Faktoren. In den letzten Jahren habe ich mich vermehrt mit dem Einfluss neuer Technologien auf die Informationsbereitstellung von Unternehmen und die Informationsverarbeitung durch verschiedene Stakeholder beschäftigt. Wie in vielen anderen Bereichen steigt durch den technologischen Wandel auch der Druck auf die bestehenden Institutionen der externen Unternehmensrechnung. Welche Auswirkungen diese Entwicklungen auf die Unternehmensrechnung und deren Funkti-onsweisen haben, ist unklar und zugleich höchst interessant. Im Grunde genommen geht es darum, der institutionellen Dimension eine neue technologische Dimension hinzuzufügen. Die WiWi Fakultät und die Universität Würzburg bieten hierfür erstklassige Möglichkeiten und ein spannendes Umfeld. Neben den beruflichen Faktoren sind natürlich auch emotionale Faktoren ausschlaggebend. Am Ende geht es um das Gefühl, etwas bewegen und sich einbringen zu können. Auch eine klare Kommunikation ist unumgänglich, insbesondere für jemanden, der sich tagtäglich mit dem Thema Transparenz auseinandersetzt. Der offene und kommunikative Umgang mit den Mitgliedern der WiWi Fakultät hat mir von Anfang an imponiert und war ein weiterer wichtiger Entscheidungsgrund für Würzburg.

WiWi Fakultät: Was sind denn Ihre ersten Eindrücke von Stadt und Fakultät?

Prof. Franke: Beide machen wirklich einen sehr guten ersten Eindruck, den ich mit durchweg sympathisch beschreiben würde. Meine Familie und ich freuen uns schon, die Stadt und ihre Umgebung zu erkunden und das ein oder andere Weinfest zu besuchen. Auch die Kolleginnen und Kollegen machen es einem wirklich leicht, in Würzburg anzukommen. Der freundliche und interessierte Empfang durch die Fakultät und die Universitätsangehörigen im Allgemeinen macht einfach Spaß und ist ungeheuer motivierend.

WiWi Fakultät: Können Sie Ihre geplanten Schwerpunkte in Forschung und Lehre ein bisschen näher beschreiben?

Prof. Franke: Die Forschung am Lehrstuhl wird sich hauptsächlich mit dem Themenkomplex Offenlegung und Unternehmenstransparenz befassen. Die aktuellen Entwicklungen in der Kommunikation und Informationsverarbeitung rücken diese Themen verstärkt in den Fokus der Forschung, aber auch des öffentlichen Interesses. Die Rahmenbedingungen für Unternehmen ändern sich schnell und drastisch: Information ist quasi in den verschiedensten Formen allgegenwärtig. Daraus ergeben sich viele spannende Fragestellungen. Wollen Unternehmen in einer solchen Umgebung Informationen veröffentlichen und wenn ja, welche Informationen und in welcher Form? Soll die Regulierung ggf. einschreiten und einen Standard vorgeben oder wäre ein solcher Eingriff kontraproduktiv? Welche Rolle spielen technische Innovationen?

Primäres Forschungsziel des Lehrstuhls wird es sein, mit Hilfe von analytischen und empirischen Analysen zu untersuchen, wie sich Offenlegungsanreize, Regulierungen und Innovationen auf die Bereitstellung, Nachfrage und den Einsatz von Unternehmensinformationen auswirken. Wir wollen die Anreize für und die Auswirkungen von Transparenz auf die Öffentlichkeit erforschen und damit zur wissenschaftlichen Fundierung von Regulierung beitragen.

Unser Lehrangebot wird einerseits gezielt Einblicke in diese Entwicklungen und die Forschung ermöglichen und andererseits ein fundiertes Verständnis der externen Unternehmensrechnung vermitteln. Das Kursangebot im Bachelor wird die Unternehmensrechnung aus Sicht eines Unternehmens als Ersteller und eines Investors als Nutzer von Informationen beleuchten. Studierende lernen nicht nur, wie bspw. ein Jahresabschluss nach nationalen oder internationalen Regeln erstellt wird, sondern auch, wie diese Informationen genutzt werden können. Im Master werden dann gezielt Vertiefungen angeboten. Der Kurs „Group Accounting'' beschäftigt sich zum Beispiel mit der Konzernrechnungslegung nach internationalen Rechnungslegungsstandards, die insbesondere für große, zumeist international agierende Unternehmen interessant ist. Zudem wird es ein Kursangebot zu aktuellen und komplexen Problemen der Unternehmensrechnung (bspw. Finanzinstrumente, Umsatzerlöse von Softwareunternehmen, Bilanzierung von Kryptoassets, etc.) geben. Unser Masterseminar wird dann interessierten Studierenden einen tieferen Einblick in die verschiedenen Bereiche der Forschung am Lehrstuhl ermöglichen. Ziel ist es, die komplexen Sachverhalte für Studierende zugänglich zu machen und im besten Falle Interesse an der Forschung zu wecken.

WiWi Fakultät: Sie haben an der renommierten SKEMA Business School gelehrt und geforscht. Was sind für Sie die wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Hochschulsystemen aus Sicht eines Professors?

Prof. Franke: Als Grande École unterscheidet sich die SKEMA Business School in ihrem Wesen als spezialisierte Hochschule natürlich von einer Volluniversität wie der Universität Würzburg. SKEMA zeichnet sich durch einen hohen Grad an Flexibilität in der Lehre und eine starke Spezialisierung in der Forschung aus. Das Lehrangebot ist größtenteils dezentral organisiert und wird durch kleine Einheiten auf Programmebene verantwortet. Diese Struktur erlaubt es, schnell auf Trends und Änderungen der Nachfrage zu reagieren. Professorinnen und Professoren sind in einer zentralen Departmentstruktur organisiert, was für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durchaus interessant sein kann.

Als Professor büßt man aber unweigerlich einen Teil der wissenschaftlichen Freiheit ein. Das Lehrangebot muss sich an den Vorgaben der Programme orientieren und die Ziele des Departments bestimmen zu einem gewissen Maße die Aktivität an der Business School. Das Lehrstuhlsystem bietet hier größere individuelle Freiräume für Professoren und deren Mitarbeiter. Die wissenschaftliche Freiheit in Forschung und Lehre ist ein hohes Gut, allerdings muss man auch einen Mittelweg hinsichtlich der individuellen Freiräume und der gemeinsamen Ausrichtung der Fakultät finden. Beide Systeme haben ihre Stärken und Schwächen. Letztendlich kommt es darauf an, wie sie durch die Universitätsmitglieder gelebt werden.
WiWi Fakultät: Was wünschen Sie sich von Ihren Studierenden?

Prof. Franke: Ich wünsche mir, dass die Studierenden offen, neugierig, aber auch zu einem gewissen Maße geduldig sind. Das Rechnungswesen wird oft auf abstrakte Aufgaben, Buchführungstechniken und komplizierte Regeln reduziert. Diese Vorurteile verdecken leider viele spannende Aspekte, die hinter diesen Dingen stecken. Im Kern ist die externe Unternehmensrechnung eine ökonomische Institution, die sich fortlaufend weiterentwickelt und sich mit einem immer wichtiger werdenden Gut in unserer Wirtschaft und auch Gesellschaft beschäftigt, der Bereitstellung und Verarbeitung von Informationen. Die historische Rolle der externen Unternehmensrechnung besteht darin, Informationen über ein Unternehmen zu aggregieren und verschiedenen Interessensgruppen zugänglich zu machen. Die Unternehmensrechnung spiegelt dabei stets die Bedürfnisse von Unternehmen, Investoren, dem Staat und letztendlich der Öffentlichkeit wider.

Die aktuellen Techniken und Regeln der Unternehmensrechnung sind aber mehr als nur eine bloße Momentaufnahme dieser Bedürfnisse. Sie ermöglichen es uns auch, die ökonomischen Prinzipien und Entwicklungen im Informationsumfeld von Unternehmen zu erkunden und zu verstehen. Für die Studierenden bedeutet das, dass sie sich durchaus mit diesen Techniken und Regeln auseinandersetzen werden. Ich kann aber auch sagen, dass sich diese Geduld spätestens dann auszahlt, wenn sich einem die Welt hinter dieser Momentaufnahme zu öffnen beginnt. Wir am Lehrstuhl werden uns darum bemühen, die Studierenden auf diesem Weg zu begleiten und zu unterstützen.

Die Fakultät heißt Prof. Franke herzlich willkommen und bedankt sich bei ihm für die Zeit, unsere Interviewfragen zu beantworten.

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