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Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Vom Hörsaal zum Kinosaal – Das Unikino Würzburg

11.11.2024

Vor allem bei schlechtem Wetter und kalten Temperaturen zieht es viele in die Kinosäle. Für Studierende in Würzburg gibt es eine im Vergleich zu herkömmlichen Kinos kostengünstige Alternative: das Unikino am Hubland. Das Filmprogramm reicht von beliebten Klassikern bis zu den neuesten Blockbustern.

Das Team des Filmclubs Würzburg
Das Team des Filmclubs Würzburg (Bild: Julia Hekel)

Vor allem bei schlechtem Wetter und kalten Temperaturen zieht es viele in die Kinosäle. Für Studierende in Würzburg gibt es eine im Vergleich zu herkömmlichen Kinos kostengünstige Alternative: das Unikino am Hubland. Das Filmprogramm reicht von beliebten Klassikern bis zu den neuesten Blockbustern.

An einem Dienstagabend im Juni öffnen sich um 18:45 Uhr am Campus Hubland die Türen des Max-Scheer-Hörsaals. Der dahinterliegende Vorlesungssaal wurde dank mehrerer Soundboxen sowie einer großen Leinwand in einen Kinosaal verwandelt. Während des Semesters wird hier jeden Dienstag um 19 Uhr ein anderer Film gezeigt, wobei es neben Filmhits wie „Barbie“ auch Kultfilme wie „James Bond“ zu sehen gibt. 

Beginn des Filmabends

Das Angebot des Unikino Würzburgs richtet sich aus lizenzrechtlichen Gründen ausschließlich an Studierende und Mitarbeitende der Julius-Maximilians-Universität und Hochschulen in Würzburg.
Beim Einlass wird neben dem Eintrittspreis in Höhe von 2 Euro zusätzlich die „Unifilm-App“ benötigt. Die App dient nicht nur als digitaler Mitgliedsausweis, sondern bietet ebenfalls umfassende Informationen zum Kinoprogramm und zu aktuellen Aktionen.

An manchen Filmabenden gibt es zum Beispiel die Möglichkeit eines freien Eintritts. Im Rahmen dieser sogenannten Aktionseintritte dürfen die Studierenden durch vorher festgelegte Kostümierungen oder entsprechende Requisiten den jeweiligen Film kostenlos anschauen. Bei „Barbie“ galt die Vorgabe, ein pinkes Kleidungsstück oder ein Hawaiihemd zu tragen, während bei „Leben des Brian“ das Mitbringen eines Steins sowie das Tragen eines Fake-Barts erforderlich waren. Laut dem Unikino nutzen meist über die Hälfte der Besuchenden dieses Angebot und erscheinen in der passenden Verkleidung.

Im Hörsaal wird bereits mit einem Blick auf die Hände der Zuschauenden ein weiterer Unterschied zu herkömmlichen Kinos deutlich: statt den üblichen Popcorn-Bechern und Nacho-Schalen finden sich dort unter anderem belegte Brötchen, Kuchen und Obst. Denn anders als in den meisten Kinos ist das Mitbringen von eigenen Snacks und Getränken im Unikino nicht untersagt, sondern sogar erwünscht. 

Eine eigene Wahl können die Besuchenden nicht nur bei ihrer Verpflegung, sondern an diesem Abend auch bei der Filmauswahl treffen. Nach einer Trailershow soll per Abstimmung durch Jubelrufe entschieden werden, welcher der beiden Filme „Past Lives“ oder „Perfect Days“ gezeigt werden soll.
Nachdem sich schließlich das US-amerikanische Filmdrama „Past Lives“ durchsetzen kann, wird das Licht gedimmt und die Vorstellung beginnt.

Ein Blick hinter die Kulissen des Unikino Würzburg

Für den reibungslosen Ablauf im Unikino ist der Filmclub Würzburg zuständig, der von einem zwölf-köpfigen Team von Studierenden geleitet wird. Zu den freiwillig Mitwirkenden gehören die Geografie-Studenten Tilo und Julian. Die beiden kümmern sich vorwiegend um den technischen Ablauf und stellen sicher, dass beispielsweise der Beamer funktioniert und der Ton sitzt. Der restliche Teil des Teams baut die Leinwand sowie die Soundanlage auf und organisiert den Einlass. 

Das Unikino in Würzburg besteht bereits seit den 90er-Jahren und bietet jedes Semester ein abwechslungsreiches Filmprogramm an. Abgesehen von dem Würzburger Unikino existieren in Deutschland 93 weitere Hochschul-Kinos. Trotz kleiner Unterschiede in der Organisation und Durchführung sind alle Unikinos durch das übergestellte Kinonetzwerk „Unifilm“ miteinander verbunden.
Unifilm unterstützt die Filmteams der Universitäten und Hochschulen, indem es sich um die Filmportfolios, notwendige Lizenzierungen sowie um Grafik und Design kümmert. Laut Tilo, welcher bereits seit zweieinhalb Jahren Mitglied im Filmclub Würzburg ist, erhält Unifilm im Gegenzug einen Teil der Einnahmen aus den Filmabenden. Die restlichen Einnahmen werden hauptsächlich in die Ausstattung investiert. Dazu gehört unter anderem die Soundanlage, die das Team vor ein paar Jahren neu gekauft hat.

Neben der Finanzierung ergeben sich für das Filmclub-Team weitere Herausforderungen. Darunter fallen Doppelbelegungen des Hörsaals, Technikausfälle oder Unstimmigkeiten bei der Zusammenstellung des Filmprogramms.

Die Erstellung des Filmprogramms

Das Unikino in Würzburg begeistert durchschnittlich 180 Besuchende pro Vorstellung. Die Zuschauerzahl variiert je nach Wetter und gezeigtem Film. So lockte beispielsweise der beliebte Blockbuster „Barbie“ aus dem Jahr 2023 über 400 Studierende in den Max-Scheer-Hörsaal, der Platz für bis zu 600 Personen bietet. Doch wer entscheidet, welche Filme im Unikino angeboten werden?

Die Auswahl der Filme, die in einem Semester gezeigt werden, trifft der Filmclub in Würzburg selbst. Julian zufolge bekommt das Team vor Semesterende eine Liste an potenziellen Filmen vom Kinonetzwerk Unifilm zugeschickt. Unifilm achte dabei auf ein ausgewogenes Angebot an Filmen. Es sollen in den Unikinos nicht nur die Filme mit einem möglichst hohen Potenzial an Profit gezeigt werden, sondern auch künstlerische sowie intellektuelle Filme. Um diese Vielfalt im Filmportfolio zu erreichen, arbeitet Unifilm mit verschiedenen Filmverleihern und Partnern wie Warner Bros. Entertainment oder Studiocanal zusammen. 
Aus diesem Portfolio wird anschließend das Programm zusammengestellt.
Gelegentlich haben die Besuchenden die Möglichkeit, vor dem Filmabend über Instagram-Abstimmungen die Filmauswahl mitzubestimmen.

Abschluss des Filmabends

Der Film neigt sich dem Ende zu. Der Abspann läuft über die Leinwand und der Soundtrack des Films schallt durch die Lautsprecher. Die Lichter im Hörsaal werden allmählich wieder eingeschaltet und die Kinoatmosphäre verfliegt langsam. 

Die Vorstellung hat gezeigt, dass das Unikino in wesentlichen Aspekten wie dem Sound mit großen, traditionellen Kinos mithalten kann. Dennoch gibt es einen kleinen Unterschied: Da es sich um einen Vorlesungssaal handelt, findet der Besuchende im Unikino statt bequemen und gepolsterten Kinosesseln Hörsaal-Stühle aus Holz vor. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass auf Komfort verzichtet werden muss. Wer möchte, kann ein eigenes Sitzkissen mitnehmen oder eines der vom Filmclub bereitgestellten verwenden.

Nach dem Filmende leert sich der Hörsaal. Die Besuchenden machen sich auf den Heimweg und das Filmclub-Team beginnt mit dem Abbau. Am Ende des Abends verwandelt sich der Kinosaal wieder zurück in einen gewöhnlichen Hörsaal – zumindest bis zur nächsten Vorstellung.

Der 22-jährige Tilo hat vermutlich das letzte Semester beim Unikino in Würzburg verbracht. Für das Masterstudium zieht er in eine andere Stadt. Dennoch plant er, auch dort wieder Teil des Unikinos zu werden, „weil es eine sehr schöne Veranstaltung für den Dienstagabend und ein sehr angenehmes Hobby“ sei.

Das Unikino ist daher nicht nur für Zuschauende interessant, sondern auch für Studierende, die auf der Suche nach einer Freizeitgestaltung sind. Filmliebhabende haben hier die Gelegenheit viele Filme aus unterschiedlichen Genres anzusehen und Teil einer Gemeinschaft zu werden.
„Ich habe jetzt über die letzten 2 Jahre bestimmt 20 Filme geschaut, die ich sonst niemals selber geguckt hätte und das hat sich schon sehr gelohnt”, meint Tilo lächelnd. 

Von Julia Hekel und Sarah Knochner

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