Steuerung in Non-Profit-Organisationen
Konzeption und Implementierung von Steuerungssystemen in Non-Profit-Organisationen mit besonderem Fokus auf deren entscheidungsnützliche und verhaltenssteuernde Eigenschaften
Non-Profit-Organisationen richten ihr Handeln nicht in erster Linie an erwerbswirtschaftlichen Zielen aus, sondern etwa auch an sozialen, kulturellen oder wissenschaftlichen Zielen. Die Steuerung des Entscheidungsverhaltens in solchen Organisationen ist daher multidimensional und komplex. Die verfolgten Ziele der Organisationen ergeben sich oft aus einem gesellschaftlichen Auftrag und sind nur schwer oder gar nicht messbar (z.B. Qualität der Gesundheitsleistung, Qualität von Forschungsergebnissen und Lehrleistungen). Wenn man Kennzahlen identifizieren kann, mit denen sich Ziele quantifizieren lassen, sind diese selten finanzieller Art. In der Steuerung findet man Zielsysteme, die qualitative und quantitative Aspekte abdecken und die mit monetären und nichtmonetären Kennzahlen konkretisiert werden. Die darauf aufbauenden Steuerungssysteme sind durch erhebliche Informationsasymmetrien, Zielkonflikte und Fehlanreize geprägt. Der Erfolg von Steuerungssystemen kann sich nur aus einem guten Zusammenspiel von institutionellen und organisatorischen Rahmenbedingungen, Informationssystemen und Anreizsetzung ergeben.
Aus einer Controlling-Perspektive ist interessant, wie in der Realität dieses Zusammenspiel von institutionellen und organisatorischen Rahmenbedingungen, Informationssystemen und Anreizsetzungen funktioniert, wie Systeme gestaltet werden können und welche Wirkungen sie entfalten. In theoriegeleiteter empirischer Forschung nähern wir uns einer Beantwortung solcher Fragestellungen.
Steuerung von komplexen Prozessen mit Hilfe von monetären und nicht-monetären Anreizen
Der Untersuchungsgegenstand des Projekts ist der Prozess der Arztbrieferstellung in einer Universitätsklinik, bei der eine fristgerechte Erstellung von Entlassbriefen ökonomisch relevant ist. Der Prozess ist aufgrund von vielen beteiligten Personengruppen und Organisationseinheiten (Oberärzte, Ärzte, Pflege- und Schreibkräfte) schwer zu steuern. Im anhand von geeigneten Kennzahlen transparent gemachten Prozess werden in einer groß angelegten Feldstudie unterschiedliche Anreizinstrumente zur Verbesserung der Qualität insbesondere im Hinblick auf eine fristgerechte Fertigstellung der Briefe eingesetzt und deren Effekt in empirischen Untersuchungen beleuchtet.
Unger O, Szczesny A, Holderried M: Does performance pay increase productivity? Evidence from a medical typing unit, Arbeitspapier.
Unger O, Holderried M: The influence of non-financial incentives on process times – Evidence from a German tertiary medical center, Arbeitspapier.
Steuerung und Koordination in Universitäten im Bereich Studium und Lehre
Ein weiteres Teilprojekt behandelt die Steuerung und Koordination in Universitäten im Bereich Studium und Lehre. Nach einigen Vorstudien zu verschiedenen Aspekten der Steuerung und Koordination im Bereich Studium und Lehre (Kosten der Variantenvielfalt im Bereich Studiengangentwicklung und –verwaltung, Kennzahlen zur Optimierung des Studienerfolgs, Optimierung des Begutachtungsprozesses von Masterthesen) wird der Begutachtungsprozess insgesamt (Abschlussarbeiten und Dissertationen) als ein eigenverantwortliches Tätigkeitsfeld auf der Ebene eines Lehrstuhls als Gegenstand der Steuerung in Hochschulen betrachtet. Dabei rückt das Spannungsfeld von organisationsweiten Regelungen (Corporate Governance) zur Qualitätssicherung und individuellen Gestaltungsfreiheiten der Lehrstühle in den Vordergrund. Aus empirischen Daten zu Abschlussarbeiten und Experten-Interviews werden in einem Mixed-Method-Ansatz sowohl quantitative als auch qualitative Zusammenhänge beleuchtet und dahingehend aufgearbeitet, wie die Prozessgestaltung durch die Hochschulleitung zielgerichtet aufgebaut werden kann.
OP-Management und -Controlling in Krankenhäusern
Um die Kosteneffizienz im Hocherlös- und Hochkostenbereich OP von Krankenhäusern zu verbessern, bedarf es der Koordination unterschiedlichster Experten (Chirurginnen und Chirurgen, Anästhesistinnen und Anästhesisten, Pflegekräfte sowie Technikerinnen und Techniker) mit unterschiedlichen Aufgaben und Zielsetzungen. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurde aufbauend auf den Ergebnissen einer großen Umfrage in Kooperation mit dem Bundesverband deutscher Anästhesisten e.V. und der Universität Hohenheim Möglichkeiten zur Koordination in OPs untersucht. Anhand von Zielgrößen wie Verspätungen beim morgendlichen OP-Beginn und Abweichung vom OP-Plan in Prozent wurde empirisch untersucht, wie verschiedene Koordinationsinstrumente (Berichterstattung, OP-Statute oder die Einrichtung eines OP-Managers) zusammenwirken und zu Verbesserungen der Effizienz in Krankenhäusern führen.
Szczesny, A.; Ernst, C. (2016): The Role of Performance Reporting System Characteristics for the Coordination of High-Cost Areas in Hospitals, in: European Accounting Review, 25(4), 635–660.
Ernst, C.; Szczesny, A.; Soderstrom, N. et al. (2012): Success of commonly-used OR management tools in reducing tardiness of first case of the day starts: Evidence from German hospitals, in: Anesthesia & Analgesia, Vol. 115 (3), 671–7.
Ernst, C.; Szczesny, A.; Schmid, S. et al. (2008): Starke Verkürzung von Wechselzeiten muss teuer erkauft werden – Ergebnisse aktueller Studien zur OP-Effizienz, in: Krankenhaus-Hygiene + Infektionsverhütung, Heft 4, 116–121.