Einblicke in die Bildungsökonomik – International Economic Policy Lecture mit Prof. Dr. Ludger Wößmann
08.08.2025Am 07. Juli 2025 war im Rahmen der diesjährigen International Economic Policy Lecture Prof. Dr. Ludger Wößmann, Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik und Professor für Volkswirtschaftslehre an der LMU München, zu Gast an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Würzburg.
In seinem Vortrag „Wissen und Wohlstand: Bildung als Schlüssel unserer Zukunftsfähigkeit“ beleuchtete Prof. Wößmann eindrucksvoll die zentrale Rolle von Bildung für den wirtschaftlichen Erfolg – nicht nur individuell, sondern gesamtgesellschaftlich. Der Bildungsökonom betonte: Entscheidend ist nicht die Anzahl der Schuljahre, sondern die tatsächlichen Kompetenzen, die Schülerinnen und Schüler erwerben. Länder mit einem hohen Kompetenzniveau – wie viele ostasiatische Staaten – verzeichnen ein deutlich stärkeres Wirtschaftswachstum als solche mit vergleichbarer Bildungsdauer, aber schwächeren Leistungen.
Für Deutschland fiel das Fazit ernüchternd aus: Sinkende Ergebnisse bei internationalen Vergleichsstudien wie PISA oder IGLU zeugen laut Wößmann von einer besorgniserregenden Entwicklung. Seine Warnung: Weniger Bildungskompetenz bedeutet langfristig weniger Wohlstand.
Zugleich macht seine Forschung Hoffnung, denn Bildungserfolg ist gestaltbar. Wößmann stellte internationale Evidenz vor, wonach nicht höhere Ausgaben, sondern systemische Reformen entscheidend sind – etwa leistungsbasierte externe Prüfungen, gezielte Schulautonomie oder Mentoringprogramme für benachteiligte Jugendliche.
Zur Person: Prof. Dr. Ludger Wößmann
Prof. Wößmann gehört zu den international führenden Bildungsökonomen. Seine Forschung zur Wirkung von Bildungssystemen, Schülerleistungen und Chancengleichheit wurde vielfach ausgezeichnet – u. a. mit dem Hermann-Heinrich-Gossen-Preis und dem Gustav-Stolper-Preis des Vereins für Socialpolitik. Er ist Mitglied mehrerer renommierter wissenschaftlicher Akademien wie der Leopoldina, der Academia Europaea und der International Academy of Education. Darüber hinaus berät er Politik und Ministerien, u. a. im Wissenschaftlichen Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums.
Mit seiner pointierten und fundierten Analyse verband Prof. Wößmann den klaren Appell, Bildungspolitik konsequent an Kompetenzförderung auszurichten – und sie als langfristige Investition in unser gesellschaftliches und wirtschaftliches Fundament zu begreifen. Der Vortrag bot eine spannende Mischung aus empirischer Forschung, wirtschaftlicher Analyse und gesellschaftlicher Relevanz – ganz im Sinne des Leitbilds der JMU: „Science for Society“.
Wir danken Prof. Wößmann herzlich für seinen Besuch in Würzburg und den wichtigen Impuls zum Thema Bildungszukunft.