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Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Nachgefragt bei Prof. Doganoglu: Wie steht es um die Europäische Wirtschaft

15.05.2023

Droht uns in Europa die De-Industrialisierung oder ist alles gar nicht so schlimm, wie es teilweise durch die Medien kommuniziert wird? Muss Europa handeln?

Prof. Dr. Toker Doganoglu
Prof. Dr. Toker Doganoglu (Bild: Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät / Universität Würzburg)

Droht uns in Europa die De-Industrialisierung oder ist alles gar nicht so schlimm, wie es teilweise durch die Medien kommuniziert wird? Muss Europa handeln?

Die USA haben es mit ihrem Inflation Reduction Act (IRA) in Höhe von mehr als 360 Milliarden Dollar vorgemacht und China investiert mehr als 280 Milliarden US-Dollar in saubere Technologien. Aber auch Japan, Indien, das Vereinigte Königreich, Kanada und Südkorea haben bereits ähnliche Programme angekündigt. Die europäische Version heißt Green Deal Industrial Plan. Es geht um Staatshilfen, schnellere Genehmigungen, Handelsabkommen und die Förderung gezielter Berufsqualifikationen.

Die Frage an unseren Experten, Prof. Toker Doganoglu, Ph.D., Inhaber des Lehrstuhls VWL, insbesondere Industrieökonomik ist nun: Kommt der Green Deal Industrial Plan noch rechtzeitig und reichen die Maßnahmen aus?

Antwort von Prof. Doganoglu: Der Green Deal Industrial Plan zielt darauf ab, die CO2-neutrale Industrie und die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu stärken. Obwohl ein früheres Handeln wünschenswert gewesen wäre, sollte der Plan begrüßt werden – besser spät als nie. Der Plan stützt sich auf vier Säulen: einen vereinfachten Rechtsrahmen, ein Kompetenzprogramm für Arbeitskräfte, offenen Handel für widerstandsfähige Lieferketten und schnellen Zugang zu Finanzmitteln. Letzteres beinhaltet auch die Erleichterung von staatlichen Beihilfen. Diese Maßnahme ist jedoch umstritten, da vor allem reiche Länder von ihr profitieren. Meiner Meinung nach braucht die EU stattdessen eine Finanzierungmöglichkeit auf europäischer Ebene. Grundsätzlich ist abzuwarten, wie effektiv der Plan sein wird, da es darauf ankommt, wie die Maßnahmen im Detail gestaltet werden. Angesichts der Komplexität des Entscheidungsprozesses der EU ist es unwahrscheinlich, dass die Regulierungen von Anfang an perfekt sind. Daher kann nur eine dynamische Gestaltung der Maßnahmen, den langfristigen Erfolg des Pakets sicherstellen.

Unter der Rubrik „Nachgefragt“ beleuchten wir in loser Folge aktuelle, brisante und spannende Themen mit wirtschaftlichem Bezug und bitten jeweils einen unserer Expertinnen oder Experten vor Ort um Stellungnahme. Den Anfang machte Prof. Doganoglu, bei dem wir uns für die Beantwortung unserer Frage herzlich bedanken.

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