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Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

On the Road (Again): Commuting and Local Employment Elasticities in Germany

05.11.2021

Unter diesem Titel erschien die Studie von Prof. Dr. Michael Pflüger, Lehrstuhl für VWL, Internationale Ökonomik, und Dr. Oliver Krebs, Institut für angewandte Wirtschaftsforschung e.V. (IAW) in der CESifo Working Paper Reihe.

Prof. Dr. Michael Pflüger, Lehrstuhl für VWL - Internationale Ökonomik
Prof. Dr. Michael Pflüger (Bild: JMU/Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät)

Eine ausführliche nicht-technische Zusammenfassung liegt unter dem Titel „Wieder unterwegs: Berufspendeln und Regionale Arbeitsmärkte“ bei der Ökonomenstimme vor. Die Deutschen sind „On the Road (Again)“: Im Durchschnitt sind nur etwa 60% der in Landkreis oder Kreisfreien Städten tätigen Einwohner dort auch ansässig, der Rest pendelt ein. Selbst bei wirtschaftlich-funktionaler Abgrenzung „regionaler Arbeitsmärkte“ zeigen sich sehr starke Pendelverflechtungen, mit im Durchschnitt 20% Einpendlern unter den lokalen Arbeitskräften. Nicht nur die Höhe dieser Pendleranteile ist überraschend, sondern auch ihre Heterogenität, welche auf Kreisebene von unter 10% bis zu mehr als 80% Einpendlern reicht.

In der Studie zeigen die Autoren mithilfe eines räumlich-quantitativen Handelsmodells, dass diese starken und sehr heterogenen Pendlerverflechtungen substantielle Auswirkungen auf die Reaktion der Arbeitsmärkte auf lokale Produktivitätsschocks (z. B. eine Verbesserung der lokalen Infrastruktur) haben. Die Simulationen zeigen dreierlei: erstens, die Beschäftigung an einem Standort, der einen positiven Schock erfährt, steigt überproportional – ein Indiz für Agglomerationskräfte; zweitens, der Beschäftigungsanstieg ist vor allem von lokalen Einpendlern getrieben – Pendelflüsse sind ein bedeutender „Schockabsorbierer“; drittens, ein und derselbe Produktivitätsschock wirkt sich sehr unterschiedlich aus, je nachdem, an welchem Standort er auftritt – Planer und Politiker müssen also die regional unterschiedlichen Gegebenheiten in Rechnung stellen. Die Studie zeigt anhand von Regressionen überdies, dass die simulierten Beschäftigungs- und Pendelreaktionen nur sehr schlecht mit verfügbaren lokalen Arbeitsmarkt-indikatoren (wie z. B. der Anteil der Einwohner eines Kreises, der in diesem auch arbeitet) erklärbar sind.

Diese Befunde stehen in starkem Gegensatz zu jenen einer amerikanischen Studie. Bei der Erforschung der Ursachen dieser Diskrepanz untersuchen die Autoren verschiedene Faktoren, z. B. die stärkere Einbindung der deutschen Volkswirtschaft und die unterschiedliche Datenlage und -qualität, als entscheidenden Treiber der unter-schiedlichen Ergebnisse zu identifizieren und sie betonen abweichende Annahmen über den bei den Simulationen unterstellten Anteil für „Land und Gebäude“ an den gesamten Konsumausgaben: Je höher dieser Anteil, umso schneller steigen bei Zuzug von Arbeitskräften die regionalen Bodenpreise, was die Region für weitere Nachzügler weniger attraktiv macht. Die Autoren liefern in ihrer Studie starke Argumente, dass dieser „Parameter“ aus einer makroökonomischen Perspektive niedriger anzusetzen ist, als in der amerikanischen Studie angenommen.

Im Lichte der Ergebnisse ist es unumgänglich, die Auswirkungen von Schocks auf lokale Arbeitsmärkte durch Simulation genereller Gleichgewichtsmodelle zu bestimmen, weil lokale Arbeitsmarktindikatoren nicht in der Lage sind, die durch die tatsächlichen Pendelverflechtungen entstehenden Interaktionen im generellen Gleichgewicht zu erfassen.

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