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Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Studie zur Effektivität der Frühverrentungsregeln

03.08.2022

Aktuelle Frühverrentungsregeln helfen Beschäftigten in belastenden Berufen kaum

Von links: Dr. Johannes Geyer, Dr. Svenja Lorenz, Dr. Mona Bruns, Prof. Dr. Thomas Zwick (Bilder: Uni Würzburg & DIW)

Eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern am Lehrstuhl für Personal und Organisation zeigt, dass die aktuellen Regeln zum Eintritt in die Frühverrentung kaum denjenigen Beschäftigten in belastenden Tätigkeiten helfen, die Schwierigkeiten haben, das reguläre Verrentungsalter in Beschäftigung zu erreichen.

Ein Beispiel für diese Gruppe sind die gerne von Politikern beschworenen Dachdecker. Um die Effektivität der Frühverrentungsregeln zu messen, haben die Autoren die Reaktionen der Frauen in stark belastenden und in kaum belastenden Berufen auf eine frühere Rentenreform untersucht, mit der ihr Frühverrentungsalter von 60 auf 63 Jahre erhöht wurde. Überraschenderweise finden wir den gleichen positiven Beschäftigungseffekt von ungefähr 25% für Frauen in beiden Belastungsgruppen in dem betroffenen Alter. Ältere Frauen in belastenden Berufen haben gleichzeitig kaum Substitutionsmöglichkeiten zur Frühverrentung wie Arbeitslosigkeit, Altersteilzeit, Erwerbsminderungsrente oder Inaktivität als Reaktion auf die Rentenreform genutzt. Um die abgeschaffte Frühverrentungsmöglichkeit nutzen zu können, war eine langjährige Beschäftigungshistorie der Frauen Voraussetzung. Dies ist eine Regel, die auch bei sämtlichen aktuell noch angebotenen Frühverrentungsangeboten gilt.

Die Autoren argumentieren, dass diese Vorbedingung für eine Frühverrentung zu einer positiven Selektion von gesunden Beschäftigten in belastenden Berufen führt. Sie fordern deshalb, die Argumentation zu überdenken, dass Frühverrentungsmöglichkeiten gerade Beschäftigten in belastenden Berufen zugutekommen, die es nicht schaffen, bis zum regulären Verrentungsalter zu arbeiten. Anstatt des Angebots von Frühverrentung für Beschäftigte in belastenden Berufen, schlagen die Wissenschaftler vor, die Erwerbsminderungsrente attraktiver auszugestalten – so wie in einer aktuellen Initiative des Bundesministers für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, vorgeschlagen. Die bislang deutlich weniger großzügige Erwerbsminderungsrente ist die wichtigste Brücke in Rente für Beschäftigte in belastenden Berufen, die es nicht schaffen, bis zum regulären Rentenalter zu arbeiten.

Der Beitrag „Early retirement of employees in demanding jobs: evidence from a German pension reform“ von Mona Bruns, Johannes Geyer, Svenja Lorenz und Thomas Zwick wurde bei der Zeitschrift Journal of the Economics of Ageing zur Publikation akzeptiert.

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