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Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Veröffentlichung im Journal of Urban Economics

11.01.2022

Prof. Dr. Michael Pflüger, Inhaber des Lehrstuhls VWL – Internationale Ökonomik, hat in der renommierten Fachzeitschrift einen Beitrag mit dem Titel „City Size, Pollution and Emission Policies“ publiziert

Sind unsere Städte zu klein oder zu groß? Im öffentlichen Diskurs wird häufig argumentiert, dass Metropolen und urbane Zentren weltweit zu groß geworden sind und dass sich die Speckgürtel der Städte immer weiter in das Umland ausdehnen („Urban Sprawl“). Dieses Argument wird durch die klassische ökonomische Analyse gestützt, die zeigt, dass Städte durch ungebremsten Zuzug ineffizient groß werden, weil (bzw. insofern) mit Neuansiedlungen verbundene Kosten der Allgemeinheit aufgebürdet werden. Ein jüngerer Forschungsstrang weist allerdings darauf hin, dass ein solch unbegrenzter Zuzug in der Praxis gar nicht stattfindet, weil die bestehende Einwohnerschaft mit verschiedenen Mitteln (etwa Baulandbegrenzungen oder Baurestriktionen) den Zuzug behindert oder verhindert. Die jüngere Forschung schlussfolgert daher, dass die großen Städte eher zu klein als zu groß sind.

In der aktuellen Studie wird analysiert, wie diese Überlegungen zu qualifizieren sind, wenn berücksichtigt wird, dass durch die Produktion und das Berufspendeln in den Städten Schadstoffemissionen und damit Umweltschäden entstehen, die über die Stadtgrenzen hinausreichen, wie dies etwa bei CO2‐Emissionen und dem damit verbundenen Treibhauseffekt der Fall ist. Hierzu wird ein theoretisches Modell eines Städtesystems entwickelt, in welchem solche ‚Umweltexternalitäten‘ bestehen, die von einer nationalen Regierung allerdings durch umweltpolitische Maßnahmen (eine Umweltsteuer oder Emissionszertifikate) gesteuert werden können. Eine optimale Steuerung durch die nationale Regierung würde die Umweltpolitik so ausgestalten, dass die Verursacher von Schadstoffemissionen mit den sozialen Grenzkosten ihres Tuns konfrontiert werden. Ebenso können optimale Stadtgrößen bestimmt werden. Die Studie liefert vor diesem Hintergrund nun zwei zentrale Ergebnisse. Erstens steuert die nationale Regierung die Umweltpolitik optimal, überlässt sie aber den lokalen Regierungen die Entscheidung über die Stadtgrößen, so werden die Städte zu klein. Dies ergibt sich, weil die lokalen Regierungen bei ihren Entscheidungen die stadtüber-greifenden Umweltbelastungen ignorieren und sie lassen damit auch außer Acht, dass eine Erhöhung der Stadt-größe die Umweltbelastungen verringert. Zweitens fällt die von der nationalen Regierung implementierte Umweltpolitik nicht stringent genug aus (ist die Umweltsteuer zu niedrig bzw. sind die Emissionszertifikate zu zahlreich), so werden lokale Regierungen die Städte zu groß werden lassen. Dieses zweite Ergebnis erscheint gerade im Lichte der offensichtlichen Schwierigkeiten, im politischen Prozess die eigentlich angezeigte stringente Umweltpolitik auch wirklich durchzusetzen und zu implementieren, von großer Relevanz.

Das mikroökonomisch fundierte Modell liefert über die beiden Kernergebnisse hinaus Einsichten über die Bestimmungsfaktoren der optimalen Umweltpolitik und der optimalen Stadtgrößen, die für die zukünftige empirische Forschung von Bedeutung sind. Des Weiteren wird eine Reihe von Modellerweiterungen entwickelt, die die Robustheit der Kernergebnisse der Studie untermauern.

Die Studie ist in der aktuellen Ausgabe des Journal of Urban Economics (2021 Vol 126) publiziert. Das Journal of Urban Economics (JUE) ist international das Top‐Field Journal im Bereich der Stadt‐und Regionalökonomie (Urban and Regional Economics), ein Feld das sowohl in der öffentlichen Debatte als auch im wissenschaftlichen Diskurs höchste Aufmerksamkeit erfährt. Aktuelle Impact‐Faktoren zeigen, dass das JUE, als Flaggschiff der Stadt‐und Regionalökonomik, vor den Top‐Journalen benachbarter Felder positioniert ist.

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