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Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Im Gespräch: Heute mit Prof. Dr. Dirk Kiesewetter

09.03.2023

2008 nahm Prof. Dr. Dirk Kiesewetter den Ruf auf den Lehrstuhl für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an die Universität Würzburg an

Prof. Dr. Dirk Kiesewetter
Prof. Dr. Dirk Kiesewetter (Bild: Uni Würzburg) (Bild: Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät / Universität Würzburg)

Der Diplom-Kaufmann Prof. Dr. Dirk Kiesewetter ist am 26.04.1968 in Radolfzell am Bodensee geboren. Nach seinem Abitur 1987 und der Bundeswehrzeit studierte er von 1989 bis 1995 Betriebswirtschaftslehre an der Universität Tübingen und in Madrid an der ICADE Business School. Nach dem Diplom promovierte er 1998 zum Dr. rer. pol. in Tübingen und wurde dort 2004 auch habilitiert, nachdem er ab 2001 Projektleiter der Unternehmensberatung McKinsey gewesen war. 2004 wurde er Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere der Betrieblichen Steuerlehre, der Universität Magdeburg.

2008 nahm er den Ruf auf den Lehrstuhl für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an die Universität Würzburg an und ist Leiter der Graduiertenschule für Recht, Wirtschaft und Gesellschaft.

Seine Hauptforschungsgebiete sind die Besteuerung von Alterseinkünften und die Steuerplanung des Haushalts. Er veröffentlichte ein Gutachten über Altersarmut und Betriebsrente, das der Bundesregierung 2016 präsentiert wurde. Darin kommt er zu dem Schluss, dass bei kleinen Unternehmen noch viel Handlungsspielraum besteht. Wir danken Prof. Kiesewetter für die Zeit zur Beantwortung unserer Fragen.

WiWi Fakultät: Skizzieren Sie bitte kurz ihre Forschungsgebiete!

Prof. Kiesewetter: In meiner Forschung geht es von Anfang an, also seit der Zeit meiner Abschlussarbeit und danach meiner Promotion, um Steuerwirkungen. Es geht darum, wie sich steuerliche Rechtsnormen auf die Entscheidung von Wirtschaftssubjekten auswirken. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist das wichtig, weil ich als Investor, als Manager, als Arbeitnehmer und auch als Konsument wissen sollte, wie die optimale Entscheidung unter Berücksichtigung der Steuerzahlungen aussieht. Die Ergebnisse meiner Forschung lassen sich aber auch für die Politikberatung nutzen, denn der Gesetzgeber verknüpft mit dem Steuergesetz häufig die Absicht die Handlungen der Bürger zu lenken. Oder aber er hofft, dass die Steuererhebung mit möglichst wenig Reibungsverlust einhergeht. Beides gelingt nur, wenn die steuerlichen Anreize, die ein Gesetz entfaltet, schon in der Gesetzgebung richtig eingeschätzt werden.

Die konkreten Fragestellungen haben sich im Lauf der Jahre verändert. In den 90er Jahren ging es um eine wachstums -und allokationsneutrale Unternehmensbesteuerung, danach habe ich mich der Besteuerung der betrieblichen Altersversorgung und der gesetzlichen Renten zugewandt. Methodisch waren das alles modelltheoretische, wirkungsorientierte Überlegungen. Parallel dazu habe ich versucht zu verstehen, wie Steuerpflichtige das Steuerrecht und den Umgang mit der Finanzverwaltung tatsächlich wahrnehmen. Die Erforschung von Einstellungen erfordern empirische Ansätze, wie Umfragen, Experimente oder Befragungen.

WiWi Fakultät: Was bedeutet für Sie gute Lehre?

Prof. Kiesewetter: Gute Lehre weckt zunächst einmal das Interesse der Studierenden an den behandelten Fragestellungen. Vor allem aber ist gute Lehre Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn die Studierenden beginnen, über den präsentierten Stoff hinaus zu denken, Dinge zu recherchieren und Quellen nachzulesen, dann habe ich mein Ziel erreicht.

WiWi Fakultät: Für welche Wirtschaftsbereiche und für welche Berufsbilder ist Ihre Forschung und Lehre relevant?

Prof. Kiesewetter: Das Studium der betriebswirtschaftlichen Steuerlehre bereitet sehr gezielt auf einen Berufseinstieg in der Steuerberatung vor. Das ist eine Branche mit permanentem Nachwuchsbedarf, gut planbaren Karrieren und exzellenten Einkommensperspektiven.

Je nach gewählter Fächerkombination hilft ein Studium der Steuerlehre auch beim Einstieg in die Wirtschaftsprüfung, in das betriebliche Finanzwesen, bei institutionellen Investoren, in die IT-Beratung oder ins General Management. Vereinzelt gehen meine Absolventen auch in die Finanzverwaltung.

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