Intern
  • Foto von Studierenden im Lichthof
  • Fahne der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Nachgefragt: Feministische Bewegungen in Lateinamerika zeigen neue Perspektiven auf

19.07.2023

Frauen verdienen meist weniger als Männer, sind auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt und verrichten darüber hinaus den Löwenanteil der unbezahlten Care-Arbeit

Prof. Dr. Daniela Lorenz
Prof. Dr. Daniela Lorenz (Bild: Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät / Uni Würzburg)

Frauen verdienen meist weniger als Männer, sind auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt und verrichten darüber hinaus den Löwenanteil der unbezahlten Care-Arbeit. Aus diesen Gründen sind Frauen in aller Welt überproportional von Armut betroffen. Mit den Folgen durch die Pandemie haben sich geschlechtsspezifische Ungleichheiten sogar noch verstärkt. Trotzdem vernachlässigen viele Regierungen und Unternehmen diesen Teil der Wirtschaft auch weiterhin. In Lateinamerika, insbesondere in Argentinien räumt nun eine feministische Ökonomie dem Pflegesektor Vorrang ein, mit völlig neuen wirtschaftlichen Perspektiven, denn es werden mehr Frauen in wirtschaftspolitische Entscheidungsprozesse einbezogen. Diese Anstrengungen zahlen sich aus, denn die Beschäftigung und die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen ist spürbar gestiegen. Sollte sich Europa und insbesondere Deutschland ein Beispiel an Lateinamerikas feministischer Politik nehmen? Und welche Maßnahmen werden an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät ergriffen, um mehr Gleichberechtigung zu erreichen? Das haben wir unsere Expertin, Prof. Dr. Daniela Lorenz, gefragt. Lesen Sie hier ihre Antwort:

Gleichberechtigung ist ein Menschenrecht. Dennoch ist in keinem Land der Welt eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen erreicht. Deutschland war hier jedoch nicht untätig: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat im März 2023 eine feministische Entwicklungsstrategie veröffentlicht, die Lösungsansätze gegen Diskriminierung und Unterdrückung liefert. Ebenso wurden kürzlich Leitlinien für eine feministische Außenpolitik vorgestellt oder das Frauennetzwerk UNIDAS gegründet, um den Austausch mit internationalen Organisationen und Partnern zum Thema Chancengleichheit von Frauen und Männern zu fördern. Ob damit an die Erfolge Lateinamerikas angeknüpft werden kann, bleibt abzuwarten.

Auch an unserer Fakultät kämpfen wir natürlich für Geschlechtergleichstellung. Unter den Studierenden liegt der Frauenanteil aktuell bei knapp 39 %. Nicht zuletzt aufgrund der Initiative Women@Wiwi gelingt es uns, diesen Anteil auch unter den Promovierenden zu halten. Women@Wiwi ist ein Nachwuchswissenschaftlerinnen-Netzwerk, das sich zum Ziel gesetzt hat, mehr Frauen für eine Promotion an der Wiwi Fakultät zu gewinnen. In der Professorenschaft sind noch vergleichsweise wenige Frauen zu finden. Hier ist sicherlich noch Potenzial nach oben. Die Universität hat kürzlich ein neues Gleichstellungskonzept veröffentlicht, das die zentralen Maßnahmen beinhaltet, um mehr Frauen in gehobene Positionen zu befördern. Darunter fallen beispielsweise Gleichstellungsstandards in Berufungsverfahren, umfassende Beratungs- und Förderungsangebote, oder ein Ausbau der Familienservices.

Zurück